Rezension Trotzdem

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Am Wochenende habe ich „Trotzdem“ vom Ferdinand von Schirach gelesen.

Das Corona-Virus hat uns an eine Zeitenwende gebracht. Beides ist jetzt möglich, das Strahlende und das Schreckliche.Ist der aktuelle Shutdown unserer Gesellschaft auch ein Shutdown unserer Grundrechte? Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge gehen der Frage nach, was die Corona-Pandemie für unsere Gesellschaftsordnung und unsere bürgerliche Freiheit bedeutet.

„Niemand hätte sich vor zwei Monaten vorstellen können, dass wir diesen Ausnahmezustand erleben. Es wird heute von manchen behauptet, das sei die Zeit der Exekutive. Aber das ist falsch. Wir leben in Demokratien, wir haben eine Gewaltenteilung. Noch immer muss das Parlament entscheiden, und daran darf sich auch nichts ändern. Noch scheint unsere Demokratie nicht gefährdet. Aber die Dinge können kippen. Autoritäre Strukturen können sich verfestigen, die Menschen gewöhnen sich daran. Erosionen sind langsame Abtragungen, keine plötzlichen Ereignisse.“

Das Buch hat nur 75 Seiten und ist in Chatform dargestellt, sodass es sich wirklich sehr schnell durchlesen lässt. Auch der Scheibstil an sich lässt ein angenehmes Lesen zu.

Auf eine Thematik kann man dieses Buch eigentlich nicht eingrenzen. Es geht um unsere Grundrechte, um Freiheit und Sicherheit, aber auch allgemein um Krisen. Zusätzlich werden viele Gedanken von Philosophen und Wissenschaftlern wie Rousseau, Hobbes oder Machiavelli aufgegriffen.

Ehrlich gesagt hatte ich völlig andere Erwartungen an das Buch. Ich dachte, dass es sich insbesondere mit der Diskussion über die Einschränkung der Grundrechte im Zuge der Pandemie beschäftigt, dass hier also wieder ein Thema vorrangig rechtswissenschaftlich betrachtet wird.

Aber wie oben dargestellt werden in diesem Buch sehr viele Themen angesprochen, welche aufgrund der wenigen Seiten dann leider nicht wirklich in der Tiefe beleuchtet werden konnten. So auch die Problematik der Grundrechtseinschränkung, welche auf 2-3 Seiten abgehandelt wurde. Da hätte ich gerne mehr zu gelesen. Dadurch bedingt hatte ich beim Lesen dann auch das Gefühl, dass wir nur von einem Thema zum Anderen gesprungen sind.

Insgesamt muss ich auch sagen, dass es meines Erachtens viel mehr um Politikwissenschaften ging und wir uns viel in der Vergangenheit bei diversen Denkern und deren Theorien aufgehalten haben. Ich fand es ganz nett, mal wieder von ihnen zu lesen, auch wenn sie überwiegend aus der Schule und möglicherweise dem Studium bekannt sind, aber leider wurde mir persönlich viel zu wenig Bezug auf unsere heutige Situation genommen. Das fand ich ziemlich schade.

Fazit
Leider konnte dieses Buch meine Erwartungen nicht erfüllen. Meines Erachtens wurden viel zu viele Themen angesprochen, sodass diese nur oberflächlich behandelt werden konnten. Zudem wurde der Fokus stark auf die Ursprünge gelegt und nur wenig beleuchtet, was man für unsere derzeitige Situation daraus ableiten kann.

Auch wenn dieses Buch nicht meins war, werde ich den Autor weiterhin verfolgen, immerhin haben mir „Gott“ und „Schuld“ ja bereits gut gefallen.

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*Werbung, da Rezensionsexemplar

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